RHEINISCHE POST, 05. Juni 2020
Lernbegleitung in Xanten
Lehrerin kämpft für digitale Chancengleichheit
Xanten. Als Barbara Ullenboom erfahren hat, dass einige ihrer Schüler weder Computer noch Internetanschluss besitzen, organisierte sie kurzum das Projekt der Lernbegleitung. Im Evangelischen Gemeindezentrum können nun zwölf Kinder an Laptops arbeiten.
Von Danina Esau
Barbara Kleinpaß vom Arbeitskreis Asyl ist Projektleiterin der Lernbegleitung. Im Evangelischen Gemeindezentrum werden zurzeit zwölf Schüler, die dort Computer und Laptops nutzen dürfen, unterstützt. Foto: Ostermann, Olaf (oo)
Digitalisierung, Heimunterricht, Schul-Barometer: Die Corona-Krise hat viele wichtige Diskussionen in Gang gesetzt, insbesondere im Bereich der Bildung. Nur selten wird davon gesprochen, dass digitales Lernen soziale Ungleichheiten aufdeckt. „Wie sollen Kinder lernen, die weder Computer noch Internetanschluss zuhause haben?“, fragt Barbara Ullenboom, Lehrerin an der Viktor-Grundschule.Nachdem am 16. März die Schulen schließen mussten, stellte die 51-Jährige auf digitales Lernen um. Elektronisch wollte sie ihren Schülern Unterrichtsmaterial zukommen lassen und erfragte dafür die Mailadressen der Eltern. Nach einer Weile fehlten immer noch die Angaben einiger Familien. „Wir stellten fest, dass wir nicht nur via Mail mit unseren Schülern kommunizieren können. Denn nicht alle Familien besitzen einen Computer oder Internetanschluss“, sagt sie.
Das betreffe vor allem die Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland geflohen sind. An der Viktor-Schule gibt es derzeit mehr als 20 Schüler, deren Familien der Heimunterricht vor Probleme stelle. Das liege nicht nur an der fehlenden technischen Ausstattung, sondern auch an der Sprachbarriere: „Nur ein geringer Teil dieser Eltern spricht so gut Deutsch, dass sie ihren Kindern beim Homeschooling in irgendeiner Weise helfen können“, sagt sie. Viele dieser Eltern seien sehr bemüht und würden ihren Kindern gerne helfen, mit wenigen Deutschkenntnissen sei das aber nicht möglich. „Die Kinder aus Flüchtlingsfamilien sprechen Deutsch meist besser als ihre Eltern. Das liegt vor allem daran, dass sie täglich in der Schule deutsch hören und sprechen.“
Das Projekt soll weiter ausgebaut werden
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