Auch in Xanten
Als 1991 in Hünxe eine Flüchtlingsunterkunft angezündet wurde, war das Anlass für die Gründung des Arbeitskreises Asyl. Kurz danach zog die Familie von Barbara Kleinpaß nach Xanten. „Wir wohnten zunächst in Obermörmter. Auf unserem Hof wurden auch Geflüchtete aus Bosnien untergebracht. So kamen wir in Kontakt mit dem Arbeitskreis Asyl, damals mit der so genannten Bosnienhilfe.“ Barbara Kleinpaß erinnert sich an ihre Anfänge im Arbeitskreis Asyl, ein Gremium, in dem sie heute an zentraler Stelle tätig ist.
„Wir haben eine Steuerungsgruppe, die aktuell aus sieben oder acht Leuten besteht“, sagt sie, „darüber hinaus gehören etwa 20 oder 25 Menschen zu uns, die sich meistens als Sprachpaten engagieren.“ Einmal monatlich trifft sich die Steuerungsgruppe, regelmäßig kommt auch Heike Pullich-Stöffken dazu. Sie ist seit etwa 25 Jahren Flüchtlingsberaterin der Diakonie in Xanten. „Wir arbeiten eng und einvernehmlich mit den FlüchtlingsberaterInnen zusammen“, erklärt Barbara Kleinpaß. Vier Flüchtlingsberaterinnen von der Caritas arbeiten in Xanten, seit dem 1. März sind zwei Halbtagskräfte von der AWO dazugekommen. „Wenn es um formale Probleme geht, zum Beispiel, ob jemand Anspruch auf Kindergeld hat, können wir als Arbeitskreis nicht weiterhelfen. Dann verweisen wir immer auf die Flüchtlingsberaterinnen der Stadt“, erklärt Barbara Kleinpaß.
Was also tut der Arbeitskreis konkret? „Wir bieten derzeit sieben verschiedene Deutschkurse an“, erläutert Kleinpaß. Zwei nur für Ukrainerinnen, die anderen sind gemischt. Das bedeutet eine Menge Organisation, die Lehrer müssen gefunden, Unterrichtsmaterialien gekauft, Räume vorbereitet werden. Es gilt, Fördergelder für die Kurse zu beantragen, bei beiden Kirchen, beim Kreis, bei anderen Stellen, und anschließend mit den Lehrern abzurechnen. Zwei Mitglieder der Steuerungsgruppe versuchen gezielt, mit Hilfe der eigenen Kompetenzen Geflüchtete in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln.
Darüber hinaus versucht der Arbeitskreis, geflüchtete Menschen in Kontakt mit deutschsprachigen Xantenern zu bringen. „Das läuft vor allem über die Sprachpaten, die jeweils eine Familie mehr oder weniger eng begleiten. Gelungene Integration hat natürlich mit der Bereitschaft der Geflüchteten, aber auch ein bisschen mit Glück zu tun“, weiß Kleinpaß. „Manche Sprachpaten begleiten ihre Familie so intensiv und klug, dass die Chancen für Integration gut stehen.“ Ohne eine solche Begleitung durch eine Sprachpatin oder einen Sprachpaten fällt es den neu angekommenen Menschen deutlich schwerer sich in der Fremde zurechtzufinden. Das Engagement der Xantener kommt in Wellen, hat Kleinpaß erfahren. 2015 gab es eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft, die später wieder abebbte, zu Beginn des Ukrainekrieges war es ähnlich. Wohnraum wurde angeboten, private Sprachkurse, Hilfe aller Art. „Aktuell könnten wir aber wieder dringend weitere Sprachpaten gebrauchen“, wünscht sich Kleinpaß.
Was der Arbeitskreis noch brauchen würde? „Menschen mit neuen Ideen, die sich bei uns einbringen möchten“, sagt sie. „Vor einigen Tagen sagte ein junger Mann zu mir, er würde total gern mal mit deutschen Menschen sprechen. Aber wie und wo? Außer auf dem Amt oder an der Supermarktkasse?“ Auch in dieser Richtung gab es schon verschiedenste Anstrengungen. Einmal jährlich veranstaltet der AK Asyl zum Beispiel ein Sommerfest für Geflüchtete und Xantener. „Da kommen dann oft die, die ohnehin schon mit uns zu tun haben. Neue Kontakte entstehen so nicht. Vielleicht gibt es ja doch Berührungsängste“, vermutet sie. „Wir brauchen neue Ideen und auch neue Menschen“, hofft Barbara Kleinpaß. Wer sich beim Arbeitskreis Asyl engagieren möchte, kann sich gerne bei ihr unter 02801-9886073 melden. Für die inzwischen 500 Geflüchteten in Xanten wäre das auf jeden Fall eine Bereicherung.
Susanne Kappel
Gemeindebrief Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
Juni bis August 2024