RHEINISCHE POST, 24. Juni 2024
„Wir möchten euch danken“
Xanten · Geflüchtete Menschen hatten die Bürgerinnen und Bürger auf den Marktplatz in Xanten eingeladen. Damit bedankten sie sich dafür, dass sie in der Stadt einen sicheren Ort gefunden haben. Von Jürgen Kappel
Hana Almasri (Mitte), die zu Beginn des Festes auf dem Marktplatz eine Rede hielt, servierte anschließend die Köstlichkeiten aus fernen Ländern.
Foto: Jürgen Kappel
„Freude schöner Götterfunke…“: Die Europahymne – vorgetragen vom Chor aus dem evangelischen Altenwohnheim – erklingt auf dem Marktplatz in Xanten. Die Besucherinnen und Besucher des Festes der Begegnung holen weiße Tücher aus den Taschen und schwenken diese mit Begeisterung zum Takt der Musik. Es ist der Beginn eines fröhlichen Festes, wie es sich Menschen verschiedener Herkunftsländer und Kulturen gewünscht haben. Eingeladen haben die Flüchtlinge, die in Xanten einen sicheren Ort gefunden haben. Einige sagen, dass Xanten mittlerweile ihre Heimat geworden ist.
Okan Yilmaz, 17 Jahre alt, begrüßt die Menschen auf dem Marktplatz in flüssigem Deutsch. Seit acht Monaten lebt er in Xanten. „Als in Xanten lebende Einwanderer möchten wir mit euch ein Fest feiern“, sagt er. Die Frauen und Männer aus den fernen Ländern möchten die Menschen in Xanten kennen lernen. „Wir möchten euch danken für die Toleranz und Hilfsbereitschaft, die ihr uns entgegenbringt“, fährt er fort und lädt alle Besucher des Festes ein, sich an den Speisen aus den Herkunftsländern zu stärken und die kulturellen Vorträge, die die Herkunftsländer widerspiegeln, zu genießen.
Akrobatik, Tanz, Gesang und Speisen
Programm Ein Mädchen (13), das aus der Ukraine wegen des russischen Überfalls mit ihrer Mutter geflohen ist, zeigte akrobatische Übungen. „Schlangenmenschen“ führten vor, wie sie dank jahrelanger Übung ihren Körper extrem biegen können. Afghanische Jugendliche zeigten Volkstänze. Eine Sängerin aus der Ukraine sang Lieder aus ihrer Heimat. An den Ständen stiegen den Besuchern die Gerüche der fremden Gerichte in die Nase, unter den Zelten wurden landestypische Kleinigkeiten angeboten.
Die Flüchtlinge unterstützt hat die Flüchtlingshilfe in Xanten. Für sie spricht an diesem Tag Thomas Garske, denn Ursula Schülke, die vor zwei Jahren dafür gesorgt hat, dass das Fest auf den Markt verlegt wird, ist krank. „Es war gut und richtig, das Fest in die Stadt zu holen“, hatte sie im Vorfeld gesagt.
Barbara Hövel-Kleinpass bedankt sich, an diesem sonnigen Tag eingeladen worden zu sein. Die Flüchtlingshilfe sei an diesem Tag zu Gast. Sie ist sich sicher, dass man bei diesem Fest der Kulturen „eine große gemeinsame Freude“ empfinde, und hofft auf viele Begegnungen. Peter Schneider, stellvertretender Bürgermeister der Stadt, bedankt sich bei der Xantener Flüchtlingshilfe. Ausländische Gäste bereicherten nicht nur die EM, sondern auch das Fest der Begegnung. Migration bereichere die eigene Kultur, ruft er den Männern und Frauen auf dem Marktplatz zu.
Nach Schneider ergreifen Hana Almasri und Mortaza Ishaki das Wort. Hana lebt seit sechs Jahren in Deutschland und seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Xanten. Sie ist aus der syrischen Stadt Homs nach Deutschland geflohen. In Syrien hat sie Finanz- und Bankwesen gelernt. Nach den notwendigen Fortbildungen in Deutschland hofft sie, eine Stelle zu bekommen.
„Es ist für mich eine große Ehre und ein Privileg hier zu stehen. An diesem Ort, der für viele von uns eine neue Heimat geworden ist, möchten wir über das sprechen, was uns alle betrifft und das Herz unserer Gemeinschaft bildet: Dialogbereitschaft, Toleranz, Solidarität und Freundschaft“, sagt sie. Solidarität sei mehr als nur ein Wort. Es sei eine Haltung, um einander zu unterstützen und für einander da zu sein. Toleranz sei das, was man brauche, um trotz der großen Unterschiede, die es gebe, Freundschaften aufzubauen. Der Schlüssel sei, die deutsche Sprache zu erlernen. Nur so könne man Missverständnisse klären und gemeinsame Lösungen finden
Mortaza Ishaki lebt seit zwei Jahren in Deutschland und seit einem Jahr in Xanten. Für ihn ist es entscheidend, in Gemeinschaft zusammenzustehen. „Wir haben unsere eigenen Geschichten, unsere eigenen Hintergründe und Träume. Trotz all unserer Unterschiede haben wir die Möglichkeit, in einer Gesellschaft zu leben, die von Solidarität geprägt ist“, sagt er. Er hofft, dass sie in Xanten Freundschaft schließen können. Freundschaft könne durch Respekt und gegenseitiger Wertschätzung entstehen, „indem wir offen sind für die Ideen, Meinungen und Erfahrungen. So können wir voneinander lernen.“
Die Eine-Welt-Gruppe offeriert an einem Stand Dinge, die sie in dem Eine-Welt-Laden an der Kurfürstenstraße verkauft; außerdem bekommt man hier Säfte. Wasser und weitere nicht-alkoholische Getränke bietet der interkulturelle Gesprächskreis an, den Thomas Garske vor 15 Jahren zusammen mit Josef Hochstaffel gegründet hat. Mit dem Fest sind die Besucher und die Stadt zufrieden. Samyan Saleem aus dem Irak ist verliebt in Xanten und möchte auf jeden Fall hierbleiben. Denn Xanten biete alles, was das Herz begehrt: Schulen, Kitas, Arbeit und das Placidahaus, wo sie zurzeit eine Ausbildung macht.
Dorotha Hegerath von der Stadt Xanten freut sich über das „großartige Fest“, das die Geflüchteten gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe organisiert haben. Sie selbst ist immer wieder beeindruckt von der Leistung und dem Engagement der Geflüchteten. So könne erfolgreich ein gemeinsames Fest gestaltet werden, sagt sie.
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