Faisal Hamdo flüchtet aus der Heimat und schreibt ein Buch über sein neues Leben in Deutschland

von Lorelies Christian 03. November 2018 Niederrheinnachrichten

XANTEN/GELDERN. Die Lesungen von Faisal Hamdo am Montag in Geldern und am Dienstag in Xanten hatten etwas Kabarettistisches. Der 29-Jährige aus Syrien hat in den letzten vier Jahren – seitdem er in Deutschland lebt – den Menschen „aufs Maul“ geschaut und hielt ihnen nun auf äußerst sympathische Weise den Spiegel vor Augen. Wie ticken die Deutschen eigentlich?

Faisal hatte sich bereits vor seiner Flucht Zuhause in Aleppo ein Bild gemacht. Die Mutter schwörte auf die gute Nivea-Creme aus Deutschland, der Vater auf Handwerkzeug made in Germany. In der Schule lernte er, dass die Deutschen an zwei Kriegen beteiligt waren. Mit seinen Kameraden spielte er Fußball, war FC Bayern-Fan und schwärmte für Oliver Kahn und Michael Ballack. Zu der Zeit „gab es bei uns ein schönes Aleppo“, blickt Faisal zurück. Der Krieg machte das Leben unmöglich, als Kriegsflüchtling fand er in Deutschland Zuflucht.   Er nahm Mini-Jobs an und besuchte die Sprachschule. Seine eigentliche Ausbildung – er hatte Physiotherapie studiert – musste   noch anerkannt werden, nachdem er die deutschen Anforderungen an den Beruf erbracht hatte. Faisal nutzte die Zeit zu eigenen „Studien“. Er lernte unter anderem den Humor Loriots kennen, die besondere Sprache Loriots und auch die Debatten im Deutschen Bundestag der 70er Jahre (mit Wehner, Strauß, Brand, Gerhard Schröder von der CDU und anderen).

 

„Deutsch ist eine sehr sehr schwere Sprache, insbesondere für Menschen die aus dem arabischen und orientalischen Raum kommen“, stellt der junge Mann fest. Doch bei seinem kleinen Quiz, ob denn die anwesenden (deutschen) Zuhörer etwas mit den Begriffen „Ordnungsverfügung“ oder „Nutzungsbescheid“ anfangen können,  war er etwas getröstet, dass auch Deutsche nicht wüssten, wie sie entsprechende Belege beibringen könnten, um der behördlichen Aufforderung gerecht zu werden. Wie sollen das dann die Geflüchteten schaffen, die gerade in Deutschland ankommen? Und Faisal nimmt für sich eine  Einteilung der deutschen Sparche vor: Hochdeutsch, Amtsdeutsch und die Sprache, in der sich Deutsche mit ihren Haustieren unterhalten. Ja tatsächlich, das war für ihn ein „Kulturschock“ - die Deutschen sprechen mit Hund und Katzen wie mit Menschen, oftmals sogar noch mehr und liebevoller.

Das kannte der Syrer nicht von Zuhause. Andererseits merkte er bei seiner Arbeit in Altersheimen, dass die Bewohner zwar professionelle Betreuung erfahren und medizinisch gut versorgt werden, doch dass diesen betagten Menschen oftmals die Unterhaltung fehlt. „Als unser Opa krank wurde, nahmen wir ihn in unser Haus auf, teilten mit unseren Eltern und zehn Geschiwstern die beiden Schlafzimmer, damit er ein eigenes Zimmer erhielt. Täglich erhielten wir Verwandtenbesuch, Opa war nie allein!“, erinnert sich Faisal an die Zeit, der er viel abgewinnen kann, weil die Familie selbstverständlich einsprang. In Xanten folgten über 50 Menschen hoch interessiert dem  kurzweiligen Vortrag von Faisal Hamdo in nahezu perfektem Deutsch („Niemand kann perfekt Deutsch“ - Zitat Faisal).

Als die Fragerunde eröffnet wurden, wollten sie noch mehr von seinen Erfahrungen mit den Deutchen wissen. „Ich wusste, dass sie mich auch nach meinen negativen Erfahrungen fragen würden. Deshalb habe ich sie in meinem Vortrag nicht erwähnt. Natürlich habe ich auch solche gemacht und war manchen Gemeinheiten ausgesetzt. Doch insgesamt überwiegen die positiven. Ich habe hier viel Offenheit und Hilfsbereitschaft erfahren“, so das Resümee der letzten vier Jahre  von Faisal. Wer mehr darüber wissen möchte, kann sein Buch im Handel erwerben „Fern von Aleppo. wie ich als Syrer in Deutschland lebe“.

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