29. April 2017
In den Räumen der Gesamtschule in der Heinrich-Lensing-Straße in Xanten war vor wenigen Tagen Betrieb: Der Arbeitskreis Asyl der Eine-Welt-Gruppe Xanten hatte zu einem Workshop des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ geladen.
Bei den „Stammtischkämpfer*innen“ wollten die Anwesenden üben, bei rassistischen und rechten Parolen angemessen zu reagieren und dagegen zu argumentieren. Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 81 Jahren alt. Einige sind direkt in der Flüchtlingshilfe aktiv. Alle haben im Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz oder auf der Straße schon einmal die Erfahrung gemacht, in einer Situation, in der eine Parole gegen Flüchtlinge fällt oder sich jemand abfällig über Zugewanderte äußert, nach den richtigen Worten zu suchen.
Wie kann diese „Schrecksekunde“ überwunden und rechtem Gedankengut Paroli geboten werden? Dazu hat die Trainerin vom Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ Informationen zu rechten Argumentationsstrategien und aktive Übungen zum Umgang damit mitgebracht.
Das Bündnis wurde 2016 gegründet und bietet mittlerweile in allen Bundesländern solche Seminare für „Stammtischkämpfer*innen“ in Kooperation mit lokalen Initiativen an. Der besagte „Stammtisch“ ist dabei überall: An der Kasse des Supermarktes, am Arbeitsplatz, auf dem Spielplatz, beim Kegelabend oder in der Bahn. Aber: Durch Widerspruch und deutliches Positionieren kann die Stimmung in solchen Situationen beeinflusst werden. Ein Einspruch zur richtigen Zeit kann Ausgrenzung und Rassismus entgegenwirken. Die Teilnehmenden erfahren im Workshop, wie rechte Argumente gestrickt sind und wie sie sich in Diskussionen widerlegen lassen.
Dabei geht es gar nicht immer darum, andere zu überzeugen, sondern auch einfach ein Zeichen zu setzen oder die eigene Position sichtbar zu machen. „Ich finde es wichtig, gegen zu halten“, sagt ein Teilnehmer. „Das ist auch ein Signal an Unbeteiligte: Rassismus wird hier nicht geduldet.“ Die Teilnehmenden waren nach der ersten Übung ernüchtert: „Manche rechten Positionen sind so unlogisch, da kommt man auch mit den richtigen Fakten oft nicht gut weiter“, findet eine Teilnehmerin. Aber auch dann hilft es, mit Fragen nachzuhaken und Widersprüche aufzudecken. Einfach gestrickte Behauptungen und Vorurteile können so leichter entkräftet werden.
„Ich finde solche Angebote wichtig. Wenn ich mal wieder in eine solche Situation gerate, hoffe ich, dass ich das Gelernte dann auch anwenden kann“, resümiert Dr.Wolfgang Schneider, Organisator dieses Tagesseminars. Ein weiterer Workshop ist in Xanten im Herbst geplant. Auch in anderen Städten in Nordrhein-Westfalen können solche Angebote nachgefragt werden. Mehr Informationen zu den Seminaren für Stammtischkämpfer*innen gibt es direkt beim Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“:
www.aufstehen-gegen-rassismus.de