Samstag, 05. März 2016
(Eine Bildergalerie folgt in Kürze)
Für einen Tag kehrte für die Bewohner der ehemaligen Förderschule ein Stück Lebensfreude zurück
Bei einem gemütlichen Beisammensein des Arbeitskreises Asyl auf dem letzten Xantener Weihnachtsmarkt wurde die Idee des Kochfestes geboren. Petra Becker – Mitglied der Steuergruppe des Arbeitskreises – übernahm die Organisation und warb für das Projekt. Heute war es dann soweit. Mit Unterstützung des Arbeitskreises Asyl und der Hausleitung, Sonja Klotzbach und Yüksel Sahin der Flüchtlingsunterkunft Johannes-Jansen-Straße 11, wurde es ein beeindruckendes Event.
Der Plan war folgender: Da die Bewohner der Unterkunft in der ehemaligen Förderschule seit Monaten nicht mehr die Möglichkeit haben selbst zu kochen und täglich von einer Xantener Großküche versorgt werden, sollten sie die Gelegenheit bekommen, bei Xantenern zu Hause ihre Nationalgerichte zuzubereiten.
Dazu stellten einige Xantener spontan ihre heimische Küche zur Verfügung, in der jede Köchin und jeder Koch für ca. 10 Personen die Speisen zubereitete, die dann am Abend zur Unterkunft transportiert wurden. Hierbei sollte nicht nur das Kochen im Vordergrund stehen, sondern der Kontakt zur Nachbarschaft und zu den Koch- und Sprachpaten vertieft werden, die auch zahlreich teilnahmen.
Die Idee fand großen Anklang bei allen Beteiligten
Viele Bewohner der Unterkunft Johannes-Jansen-Straße – Frauen wie Männer – wollten ihre Kochkünste zeigen, so dass eine große Vielfalt afghanischer, kurdischer und syrischer Speisen am diesem Abend zu einem internationalen Büfett serviert wurden. Die Vorbereitungen für das Kochfest liefen auf Hochtouren. Rezepte und Einkaufslisten wurden geschrieben, große Töpfe organisiert, Tische und Bänke herbeigeschafft. Yüksel Sahin konnte einen Duisburger Händler gewinnen, bei dem alle erforderlichen, nationaltypischen Lebensmittel besorgt wurden. Hanane Benhammou – die in Xanten lebende Marokkanerin – fungierte perfekt als Dolmetscherin und übersetzte die Rezepte und Einkaufslisten. Petra Becker bewies eine organisatorische und logistische Meisterleistung.
Der große Tag
Um 14 Uhr trafen sich alle an der Unterkunft, hier lernten die 26 Köchinnen und Köche ihre Küchenpaten kennen. Lebensmittel-Pakete und Gewürze waren schon organisiert und gepackt, Fleisch eingelegt, so dass es in den privaten Küchen gleich ans Schnippeln und Brutzeln gehen konnte. Ein Springerdienst besorgte umgehend die Dinge, die noch fehlten.
In den sechs privaten Küchen, im Pfadfindertürmchen und in der großen Schulküche der Hauptschule ging es hoch her. Berge von Kräutern, Gemüse, Obst, Gewürzen und Fleisch wurden mit Eifer und Hingabe verarbeitet. Die Frauen und Männer arbeiteten perfekt zusammen. Jeder wusste was er zu tun hatte, jeder Handgriff saß und schnell wurde klar, dass das Kochen Lebensqualität für die Menschen bedeutet und einen hohen Stellenwert in den Heimatländern einnimmt. Glück und Freude war an diesem Tag überall zu spüren.
Der Plan ging auf – für einen Abend kehrte ein Lebensgefühl zurück
Um 18.30 Uhr trafen alle planmäßig mit vollen Töpfen, Schüsseln und Platten an der Unterkunft ein. Das große, für alle überwältigende Buffet wurde zusammen gestellt, die Speisen bewundert und gelobt. Der Stolz, ihr Können zu präsentieren, stand den Frauen und Männern ins Gesicht geschrieben.
Petra Becker begann ihre Eröffnungsrede mit den Worten: „Ich möchte nicht sagen ´liebe Flüchtlinge, liebe Kochpaten, liebe Nachbarn´, ich möchte sagen ´liebe Menschen´!“ Und genau das war es, ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl.
Das Buffet war eröffnet und es schien, als wolle jeder alles probieren. Die ursprüngliche Vermutung, es sei alles viel zu viel, wurde nicht bestätigt. Zum Schluss blieb nicht mehr viel übrig und man hörte überall den Satz: „Es war so lecker, ich kann nicht mehr!“.
Für einen Abend kehrte für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft ein Lebensgefühl zurück. „Das ist der Beweis, dass Essen glücklich macht und jedes ´Danke´ war eine Anerkennung“, unterstrich Yüksel Sahin. Vor allem auch die Kinder konnten dieses Fest genießen. Wer an diesem Abend die Atmosphäre und die Vielfalt und Qualität der Speisen erlebt hat, weiß was die Menschen vermissen, die soviel Leid erfahren mussten.
Ein großes Lob und ein herzlicher Dank an alle Beteiligten!