NIEDERRHEIN-NACHRICHTEN, 28. April 2021

Fehlendes Sprachtraining der Geflüchteten macht sich bemerkbar

XANTEN. Den Arbeitskreis Asyl Xanten gibt es noch, seine Arbeit ist wichtiger als je zuvor. Denn Corona-bedingt haben die Geflüchteten kaum Kontakt zu Einheimischen. Dadurch ist die Integrationsarbeit erheblich schwieriger geworden. „Wir haben einen Stamm von Ehrenamtlichen, die sich weiterhin engagieren, doch vieles ist nicht möglich, weil Begegnungen überwiegend virtuell stattfinden“, beschreibt Wolfgang Schneider vom Arbeitskreis Asyl die derzeitige Situation.

„Das Deutschlern-Zentrum am Küvenkamp, wo unsere Paten und die Volkshochschule Deutsch-Unterricht gegeben haben, ist seit der Pandemie geschlossen. Wir haben keine Räume für Angebote, nicht einmal für Einzelunterricht“, ergänzt Barbara Kleinpaß, die den Deutschunterricht koordiniert. Sie wünschte sich, die Stadt Xanten würde etwas flexibler mit den Schutzvorschriften umgehen, damit Unterricht möglich würde. Trotz allen Verständnisses glaubt sie, dass die Hygiene-Bedingungen und Abstandsregelungen eingehalten werden könnten. In der Flüchtlingsunterkunft in Alpen sind Begegnungen unter Einhaltung der Bestimmungen möglich. Warum nicht in Xanten?

„Mangelnde Übung der Sprache, der Wegfall von Festen und Begegnungen, der Ausfall von Schulunterricht - das alles führt dazu, dass bereits Erlerntes in Vergessenheit gerät.“, bedauert Schneider. „Die Geflüchteten gehen unterschiedlich damit um, wie alle in der Gesellschaft. Doch gerade für sie ist es wichtig, dass Integration durch Sprachkenntnisse gelingen kann“, beobachtet Barbara Kleinpaß. „Die Flüchtlingsberaterinnen von Diakonie und Caritas, die ihre Büros zum Glück noch für Publikumsverkehr geöffnet halten, haben nun vermehrte Arbeit. Dort stehen oft Schlangen von Hilfesuchenden, die Unterstützung brauchen beim Ausfüllen von Formularen.“, berichtet Schneider. 

Prüfungen können momentan nicht absolviert werden, sie sind aber meist der Einstieg in die Arbeitswelt. „Jobsuche ist ein Problem, das im Moment gar nicht zu lösen ist“, urteilt Kleinpaß. Berater vom Jobcenter sind auch nur telefonisch erreichbar - das bringt sprachliche Hürden mit sich, die von Geflüchteten meist nicht alleine zu überwinden sind. So schließt sich der Kreis: unzureichende Deutschkenntnisse, mangelnde Fähigkeit im Ausfüllen von Formularen, Kürzung von Leistungen ...

Während die Ehrenamtler gerne ihr Engagement fortsetzen würden, wissen die Flüchtlingsberaterinnen zur Zeit gar nicht, wie sie dem immer größer werdenden Aufgabengebiet gerecht werden sollen. „Sobald wir wieder aktiv werden dürfen, sind wir dazu bereit“, versichert Schneider und Kleinpaß ergänzt: „Gerne sind weitere Ehrenamtler willkommen, die sich bei uns einbringen möchten.“

Das Thema Impfen ist für viele Deutsche fast undurchschaubar, für Geflüchtete erst recht. Das Sozialamt ist tätig geworden und möchte die Menschen, die zur Priorisierungsgruppe zwei gehören, gerne vor Ort - eventuell an der Flüchtlingsunterkunft oder einem anderen neutralen Raum in Xanten - impfen lassen. Doch dazu bedarf es vorab die Information - möglichst in der Muttersprache. Die Stadt Duisburg hat entsprechende Aufklärungsbögen im Internet veröffentlicht. Das möchte auch Wolfgang Schneider, um Vorbehalte auszuräumen und für das Impfen zu werben. „Bisher gab es nach unserem Wissen nur einen Corona-Fall in der Unterkunft. Das Ehepaar wurde isoliert und hat niemanden angesteckt. Doch natürlich ist es wichtig, dass wir hier Vorsorge treffen“, blickt Schneider zurück und hofft, dass für die Geflüchteten bald die Chance geboten wird, ein Impfangebot wahrzunehmen. Lorelies Chris

https://www.niederrhein-nachrichten.de/zeitungsarchiv/2021/wo17/NNO17_MI_XA.PDF

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