RHEINISCHE POST, 14. Dezember 2023

Arbeitskreis Asyl Xanten

Xanten · Der Arbeitskreis Asyl hat für geflüchtete Menschen eine Vorweihnachtsfeier veranstaltet. Wie das bei den Menschen angekommen ist und wie ihre Erfahrungen in Xanten sind.

 
Ernesto Riedel verteilte als Nikolaus Weckmänner und Mandarinen an die Kinder und auch an die Erwachsenen. Foto: Armin Fischer (arfi) 

Immer mehr Kinder in bunten Anoraks flitzen auf dem Parkplatz am Küvenkamp hin und her. Autos findet man an diesem Tag nur auf einer Hälfte des Parkplatzes. Auf der anderen brennt in der Mitte ein kleines Feuer, rote Bänke stehen in einem Kreis drum herum, auf einem Tisch dampft ein Kessel mit Kakao. Denn am Freitag, 8. Dezember, ist hier der Nikolaus gekommen. Der Arbeitskreis Asyl Xanten hat zum zweiten Mal eine Vorweihnachtsfeier mit Nikolaus-Besuch, warmen Getränken und zum ersten Mal auch einer Band veranstaltet. „Die Feier richtet sich gezielt an Geflüchtete. Wir hoffen immer, dass vor allem viele Kinder kommen“, sagt Wolfgang Schneider, Mitglied des Arbeitskreises Asyl.

Bei Familie Yilmaz hat das bestens funktioniert. Sie hätten die Musik gehört und wollten dann mit ihren Kindern nachschauen, was auf dem Parkplatz los sei, sagt Hassan Yilmaz. Der 47-Jährige lebt mit seiner Frau Sabira, den Söhnen Okan (16) und Can (12) und Tochter Beyza (11) nebenan in der Unterkunft für Geflüchtete am Küvenkamp. Die Familie sei wegen der politischen Situation aus der Türkei weggegangen. „Wir möchten gerne hier bleiben“, sagt er. Ihre Aufenthaltserlaubnis gelte zunächst für drei Jahre. Seine Frau und er möchten unbedingt einen Deutschkurs machen, sagt er, die Sprache falle ihnen noch schwer. Außerdem sucht die Familie eine neue Wohnung mit mehr Platz. Aktuell wohnen sie zu fünft in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Aber die Suche sei nicht einfach. „Ich glaube manchmal, die Vermieter wollen keine Ausländer“, sagt er – denn meistens würden sie noch nicht einmal eine Antwort bekommen. Ansonsten hätten sie aber gute Erfahrungen in Xanten gemacht, und auch ihre Kinder fühlten sich wohl. Sie gingen alle auf das Gymnasium und hätten dort schon Freunde gefunden, sagt er. „Unsere Kinder sind sehr glücklich in der Schule.“ Auch er und seine Frau hätten schon ein paar deutsche Freunde gefunden, sagt Hassan Yilmaz. „Alle hier sind sehr nett. Wir fühlen uns willkommen.“

 
Familie Yilmaz wurde durch die Musik zur Feier gelockt. Von links: Can (12), Okan (16), Sabira (40), Beyza (11) und Hassan Yilmaz (47). 
Foto: Armin Fischer (arfi)

Inzwischen ist der Nikolaus angekommen. Die gerade noch umhertobenden Kinder suchen sich schnell einen Platz auf der Bank, an der Ernesto Riedel vom Arbeitskreis Asyl Xanten mit Nikolaus-Robe vorbeischreitet, um Weckmänner und Mandarinen an alle zu verteilen, die möchten – egal ob jung oder alt. Auch Okan und Can Yilmaz beißen genüsslich in ihre Weckmänner. Im Hintergrund spielt die Band „It never rains in Southern California“. In Xanten allerdings schon. Als der Regen einsetzt, scheint das auf der Weihnachtsfeier jedoch niemanden groß zu stören, die Kinder laufen weiter fröhlich quietschend umher.

Comfolt Entwi ist bereits letztes Jahr bei der Vorweihnachtsfeier gewesen. Im Corona-Jahr 2020 ist sie von Ghana nach Xanten gekommen. Mittlerweile fühle sie sich wohl hier, die Xantener seien freundlich zu ihr, sagt sie. Ihren sechs Monate alten Sohn schaukelt sie sanft auf ihrem Schoß, während sie redet, ihre dreijährige Tochter reißt ihm immer wieder Stücke von ihrem Weckmann ab und füttert ihren Bruder kichernd damit. Aber der Zeitpunkt habe ihr das Ankommen manchmal nicht leicht gemacht, fährt Entwi fort, auch, um Menschen kennenzulernen. „Ein bisschen stressig“ fand sie es damals, weil so viel geschlossen war, auch die Ämter.

  
Der Arbeitskreis (v.l.): Barbara Kleinpaß, Ulrich Schönhoff, Anja Bücken, Ernesto Riedel, Heike Pullich-Stöffken, Wolfgang Schneider, Gisela Schulte-Lindhorst. Foto: Armin Fischer (arfi)

Davon kann auch Heike Pullich-Stöffken ein Lied singen. Als Beraterin der Diakonie hilft sie Geflüchteten unter anderem mit Anträgen. Auch weil damals das Jobcenter geschlossen hatte, habe sich ihr Arbeitsaufwand während der Pandemie erhöht. „Unsere Türen waren während Corona immer offen“, sagt sie. Das hätten mehr Geflüchtete als sonst wahrgenommen. „Viele wollten auch einfach mal rauskommen und mit jemandem quatschen.“ Viele hätten gerade anfangs nur wenig Kontakte, sagt auch Wolfgang Schneider: „Sozialämter, die Bank, das Jobcenter und Beratungsstellen – das ist oft der einzige Kontakt, den diese Menschen haben.“ Veranstaltungen wie die Vorweihnachtsfeier könnten dem entgegenwirken. „Oft gelingt der Zugang zur Gesellschaft am besten über die Kinder.“

(ckoe) 

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