RHEINISCHE POST, 06. MÄRZ 2023
Die Flüchtlingsunterkunft am Küvenkamp in Xanten: Aus Sicht des Arbeitskreises Asyl sollte ein Sozialarbeiter nicht bei der Stadt angestellt sein.
Foto: Ostermann, Olaf (oo)
Sozialarbeiter soll eingestellt werden
Arbeitskreis Asyl kritisiert Debatte um Flüchtlingsbetreuung
Xanten · Die Stadt Xanten will einen Sozialarbeiter für die Flüchtlingsunterkünfte am Küvenkamp einstellen. Er müsse aber unabhängig von der Verwaltung sein und sich auf die Sozialarbeit konzentrieren können, fordert der Arbeitskreis Asyl.
Von Jürgen Kappel
Die Diskussion über die Stelle eines Sozialarbeiters oder einer Sozialarbeiterin für die Betreuung von Geflüchteten im Xantener Sozialausschuss stößt auf erhebliche Kritik des Arbeitskreises Asyl. Im Gespräch mit der Redaktion fallen für Uli Schönhoff und Wolfgang Schneider – beide Mitglieder der Steuerungsgruppe des Arbeitskreises (AK) – zwei Punkte besonders ins Gewicht.
Die Stelle, die im Flüchtlingszentrum Küvenkamp nach den Plänen der Stadt eingerichtet werden soll, darf nach Ansicht des AK Asyl nicht in städtischer Trägerschaft liegen, sondern muss bei einem Wohlfahrtsverband wie beispielsweise der Caritas, der Diakonie oder der Awo geschaffen werden. Andernfalls, so Wolfgang Schneider, entstehe erhebliches Konfliktpotenzial zwischen städtischen Belangen und den Interessen der Flüchtlinge. Drohe beispielsweise die Abschiebung oder werde die zeitlich begrenzte Unterbringung im Kirchenasyl erwogen, müsse sich die Sozialarbeiterin oder der Sozialarbeiter den städtischen Anordnungen vorbehaltlos fügen.
Deshalb ist die Stellenbeschreibung für den AK Asyl nicht zielführend. Entweder wolle man eine Hausmeisterstelle schaffen oder eine Sozialarbeiterstelle. „Klar“, sagt Schönhoff, „aus Sicht der Stadt wird jemand gesucht, der den sozialen Frieden gewährleistet, die Einhaltung der Regeln kontrolliert und den Vandalismus wie die Zerstörung von Waschmaschinen zurückdrängt. Doch das hat nicht Priorität.“ Aus Sicht des Arbeitskreises muss der Schwerpunkt eindeutig auf der Flüchtlingsberatung liegen. „Andere Aktivitäten wie die Verhinderung von Vandalismus, Mülltrennung, Postverteilung oder die Erneuerung von Glühbirnen müssen eindeutig untergeordnet sein“, meint Schönhoff. „Nicht Kontrolle, sondern die soziale Betreuung der Geflohenen ist wichtig.“ Umso wichtiger sei es, dass die Stelle als Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter unabhängig von der Stadt sei.
Punkt zwei der Kritik betrifft die Ausstattung der Flüchtlingsarbeit. Da die Zahl der Flüchtlinge Anfang des Jahres 2022 noch zurückgegangen sei, seien die Flüchtlingsberatungsstellen der Caritas von 1,5 auf eine Stelle reduziert worden. Aus Sicht des Arbeitskreises ein Fehler, der schnell wieder rückgängig gemacht werden muss. Bedingt durch den Zuzug vieler Menschen aus der Ukraine sowie Neuzuweisungen komme nun mehr Arbeit besonders auf die Flüchtlingsbetreuerin der Diakonie zu. Deshalb ist nach Ansicht des Arbeitskreises der geforderte Zuschuss von 20.000 Euro berechtigt. „Eine Bezuschussung von unter 10.000 Euro, wie von der CDU ins Spiel gebracht, ist eine Zumutung“, sagt Schneider.
Für Stadt und Arbeitskreis sei die professionelle Flüchtlingsberatung Grundvoraussetzung für ein gelingendes Miteinander. Doch Schönhoff und Schneider sehen diese Art der Flüchtlingsberatung gefährdet. Die Betreuung der steigenden Zahl von Flüchtlingen aus der Ukraine und aus anderen Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan, Irak, Iran und Guinea werde häufig von ehrenamtlichen Kräften geleistet und drohe diese zu überfordern. „Eine tragfähige Lösung muss her“, fordern Schönhoff und Schneider. Vielleicht müsse eine neue Konzeption überdacht werden. Zum Beispiel überlegen sie, die Stelle eines „Viertelmanagers“ im Sinne eines Stadtviertelmanagers zu schaffen. Und dann die Stelle der Flüchtlingsberaterin der Diakonie als ganze Stelle aufzustocken. Im Sinne der Geflüchteten.