RHEINISCHE POST, 17. Oktober 2023

Aufführung von Peter und der Wolf

In Xanten erzählten Musiker und Flüchtlingskinder zusammen das Märchen von Peter und dem bösen Wolf. Es war eine wunderbare Aufführung.
Von Hildegard van Hüüt

Die Kinder stellten die Geschichte von Peter, der Ente, der Katze, dem Vogel und dem Wolf mit einem Schattenspiel dar. Foto: Armin Fischer (arfi)

Eine mit einem hübschen Garten bemalte Schattenwand in der Mitte der Bühne, ein Klavier- und ein Schlagwerk-Spieler links vor der Bühne sowie ein Quintett von Blechbläsern rechts vor der Bühne: So präsentierte sich der hintere Teil der Mensa des Städtischen Stiftsgymnasiums Xanten am Sonntagnachmittag, als Heike Sauer als Vorstandsmitglied des Vereins Stadtkultur Xanten die Aufführung des Musikmärchens „Peter und der Wolf“ mit einem freundlichen Dankeschön an alle beteiligten Personen und Gruppen eröffnete. Besonders dankte sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Arbeitskreis Asyl, die sehr viel Herzblut in die Vorbereitungen gesteckt hätten. „Ich hoffe, dass Sie bei der Aufführung genauso viel Freude haben werden, wie wir sie bei den Proben hatten“, bereitete Heike Sauer die vielen kleinen und großen Gäste auf eine vergnügliche, etwa einstündige Schattenspiel-Darbietung mit brillanter Orchestermusik-Begleitung vor.

Der Inhalt des Märchens von Peter und dem Wolf, das der russische Komponist Sergei Prokofjew 1936 für Kinder geschrieben hat, ist schnell erzählt: Peter ist recht unvorsichtig und lässt das Gartentor am Haus des Großvaters offen. Das offene Gartentor gewährt dem Wolf Zugang zum Garten, wo ihm eine Ente ein gefundenes Fressen bietet. Als drei Jäger in den Garten kommen und den Wolf erschießen wollen, gebietet Peter ihnen Einhalt, und es gelingt ihm hernach, den Wolf mit Hilfe des Vogels zu fangen. Zum Schluss bringen Peter und sein Großvater, die Jäger und die Tiere den Wolf in einer Art Triumphzug in den Zoo.

Insgesamt acht Flüchtlingskinder aus Syrien, Tschechien, Guinea und dem Irak waren von einem Team um Gisela Schulte-Lindhorst, zu dem unter anderem Katharina und Annette Stadler sowie Anja Bücken, Marianne Hilke und Ulrich Schönhoff gehörten, auf die Vorstellung vorbereitet worden. Mit großem Einfühlungsvermögen für die Kompetenzen der Mädchen, die zum einen die Viktor-Grundschule und zum anderen die Marienschule besuchen, hatten Schulte-Lindhorst und ihr Team ein Drehbuch verfasst, dessen Umsetzung den Mädchen äußerst gut gelang.

Den Großvater und seinen Enkel Peter stellten die Schwestern Betiel und Lulia Embaye sehr überzeugend hinter der Schattenwand dar, die Jäger wurden hervorragend durch Aziz Iusupov, Adonay Anderbrhan und Rosil Shekhy verkörpert. Für die Darstellung der Tiere hatte das Team mit den Kindern in den Ferien tolle Pappfiguren gebastelt, die die Mädchen an Holzstöckchen, dem Inhalt des Märchens folgend, hinter der Schattenwand hin- und herbewegten. Hier kamen auch noch Tamila Iusupov, Fatima Sall und Valentina Anwar Salem zum Einsatz. Die Kinder, die die Menschen darstellten, füllten ihre Rollen, mit einfallsreichen Kostümen bekleidet, auf geschickte Weise aus. So kam der Großvater, an einem Stock gehend, ein wenig zittrig zu Peter gelaufen. Gut erkennbar für die Zuschauer war, wie der Großvater mit Peter wegen des offenen Gartentors schimpfte, was Peter aber, wie es die Gesten zeigten, nicht so recht einsehen wollte. „Alles hat so richtig viel Spaß gemacht, und wir sind froh, dass wir jetzt in Sicherheit sind“, erklärte die aus Eritrea stammende Peter-Darstellerin Lulia Embaye.

Als Sprecherin konnte der Stadtkultur-Verein Xanten erneut die an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln dozierende Professorin Brigitte Lindner gewinnen, die die Rolle wieder sehr gern übernommen habe, wie Heike Sauer es freudig in ihrer Begrüßung erklärt hatte. Für die musikalische Darbietung hatte der Stadtkultur-Verein zum dritten Mal die Jungen Blechbläser NRW nach Xanten holen können. Schon in den beiden vergangenen Jahren hatten sich die Instrumentalisten, die von Tobias Füller für die Märchen-Projekte „Hänsel und Gretel“ sowie „Dornröschen“ ausgebildet worden waren, als vorzügliche musikalische Begleiter erwiesen.

Die Fassung von Peter und der Wolf, die am Sonntag in Xanten gespielt wurde, ist eine Bearbeitung für Blechbläserquintett, Klavier und Schlagwerk von Donald Waldrop. Geschickt hatte der Komponist den Personen wie auch den Tieren sowie besonderen Momenten ein jeweils unterschiedliches Erklingen bestimmter Instrumente zugeordnet. So war die Ente zum Beispiel in der zweiten Trompete mit Dämpfer zu hören, das Thema des Großvaters lag in der Tuba. Mal erklang die Musik ganz ruhig und leise, mal laut und schnell, manches Mal wirkte sie beängstigend, manches Mal befreiend, erheiternd oder gar belustigend.

Die jungen Musiker überzeugten nicht nur als Solisten, sondern auch als Ensemble. Jede Note erklang sauber, egal in welcher Tonart sie gespielt wurde. Der krönende Abschluss der Aufführung war der Moment, als die Musiker die Darsteller von der ersten Stufe der Bühne zu den Eltern oder Begleitern herunterführten. Den anhaltenden lautstarken Applaus durften der Veranstalter, die Schauspieler und die Musiker als Lohn für ihre sehr gelungenen Mühen mit nach Hause nehmen.

Die Besetzung der Jungen Blechbläser

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