13. Dezember 2015

Aus einer Idee wurde eine Freundschaft

Vor einigen Tagen schrieb Marco Hecker aus Xanten unsere Facebook-Seite der Flüchtlingshilfe an. Er war bei einer Bürgerversammlung zur Flüchtlingssituation im Xantener Rathaus und war sehr berührt. „Ich möchte die Menschen kennenlernen, die bei uns sind“, schrieb er. Seine Idee war es nun, über sein Hobby - das Angeln - in Kontakt zu unseren neuen Mitbürgern zu kommen. Spontan meldete sich eine Sprachpatin, deren „Schützlinge“ großes Interesse an Marcos Idee zeigten. Es wurden Kontaktdaten übermittelt und in kürzester Zeit wurde bereits geangelt. Hier ist seine Geschichte:

Nachdem ich über Facebook den Kontakt mit der netten Deutschpatin der beiden syrischen Männer aufgenommen hatte, trafen wir uns bereits am darauf folgenden Samstag zu einem ersten Kennenlernen. Wir verabredeten uns direkt für den nächsten Tag zum gemeinsamen Fischen und ich holte die beiden um 13 Uhr an ihrer Unterkunft am Küvenkamp ab. Dort standen noch einige Bewohner, die auch etwas neugierig waren. Alle haben mich freundlich begrüßt und Yasin* und Samir* stiegen in mein Auto.

Am Ufer - Nähe „Pier 5“ in Vynen - angekommen, halfen sie mir direkt und ohne zu bitten, die Sachen aus dem Auto zu tragen. Auch beim Aufbau haben sie super mitgeholfen. Yasin ist Raucher und er kam nicht auf die Idee im Zelt oder im Auto zu rauchen. Die Jungs hatten Spaß dabei, die Rute auszuwerfen, auch wenn es anfangs nicht sofort klappte. Aber sie lernten gut und halfen sich auch gegenseitig. Leider ging meine Heizung kaputt, und so habe ich nach zwei Stunden leider aufgrund der Nässe und der Kälte abbrechen müssen.

Ich lud sie am Hafen auf einen heißen Kaffee ein. Wir unterhielten uns lange über ihre Familien und ihre Situation und sie zeigten mir Fotos. Wir fuhren zurück zur Unterkunft und sie luden mich ebenfalls auf einen Kaffee in ihr Zimmer ein. Wie liefen durch einen langen Gang und ich musste bis fast zum Ende gehen. Auf diesem Weg habe ich in einige offene Zimmer gesehen und sah die Bewohner mit eine Art Zeitschrift in der Hand, sitzend und liegend auf ihren Betten. Ein verschlossenes Zimmer wurde mir geöffnet, welches wohl regelmäßig zum Frisörsalon umgebaut wird. Indem wurde auch gerade jemand rasiert, das war mir ein wenig unangenehm.

An ihrem Zimmer angekommen, sollte ich einen Augenblick vor der offenen Tür warten. Sie richteten das Bett her, indem sie eine Tagesdecke darauf legten und glatt strichen. Danach durfte ich hinein. In dem Zimmer befanden sich vier Betten, eine kleine Kochnische und ein Bad auf der rechten Seite. Zwischen den Betten war nur etwa ein halber Meter Platz, mit den Kopfseiten standen die Betten jeweils zusammen. Ich wurde von den anderen Mitbewohnern sehr freundlich begrüßt und sie stellten sich vor. Asif*, ein Elektroingenieur war einer von ihnen. Er hielt die gleiche Zeitschrift in der Hand, wie die Bewohner in den anderen Zimmern. Diese "Zeitschrift" ist ein Lehrbuch über unsere Sprache, Gesten und Verhaltensweisen, erklärte er mir. Sie übten laut zusammen und teils fragten sich gegenseitig ab.

Ich könnte noch so viel erzählen. Aber ganz wichtig für mich ist es zu erwähnen, dass es ein toller Tag mit sehr vielen neuen Eindrücken war und dass sie mich auf einen Kaffee einluden, obwohl sie selbst nicht viel haben, absolut nicht. Seit unserem Ausflug haben wir schon ganz viel über WhatsApp geschrieben und ich werde den Kontakt auf jeden Fall aufrecht erhalten. Wir treffen uns jetzt auch mit einigen anderen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt.

Samir ist übrigens Wettkampf-Schwimmer. Es wäre schön, wenn sich im Xantener Schwimmverein eine Möglichkeit für ihn ergeben könnte und er seinen Sport ausüben könnte.

Anmerkung:

Die Flüchtlingshilfe bekommt immer wieder Anfragen zu „Patenschaften“, zwecks Kennenlernen, Unterstützung, Freizeitgestaltung, gemeinsames Kochen etc.
Zur Zeit ist es noch schwierig, diese zu vermitteln. Für 2016 wird versucht diese Idee umzusetzen.

*Namen geändert